Autismus-Experte Herr Prof. Dr. med. Schilbach im Interview

Herr Prof. Dr. med. Leonhard Schilbach

Leiter der Ambulanz für Störungen der sozialen Interaktion, am LVR-Klinikum Düsseldorf / Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie, Supervisor in klinischer Verhaltenstherapie. Leitung der unabhängigen Max-Planck-Forschungsgruppe für soziale Neurowissenschaft am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (München), Fakultätsmitglied und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

1. Die Arbeit mit Menschen aus dem Autismus-Spektrum empfinde ich als großartig, weil…

…ich ihre Direktheit, Offenheit und Klarheit sehr schätze.

2. Wie ist die allgemeine Versorgungslage von Menschen mit ASS in Deutschland?

Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine relativ häufige psychiatrische Erkrankung. Das war lange nicht bekannt und hat dazu geführt, dass nicht in ausreichendem Maße diagnostische und therapeutische Anlaufstellen gerade für Erwachsene mit ASS bestehen.

3. Ist die Behandlung von Menschen mit ASS im Erwachsenenalter „erfahrenen Therapeuten und Therapeutinnen“ vorbehalten?

Nein, das ist nicht der Fall. Erwachsene mit ASS sind aufgrund des Mangels in diesem Bereich häufig sehr dankbar, wenn sie überhaupt eine Therapie beginnen können.

4. Was würden Sie für die Behandlung von Erwachsenen mit ASS empfehlen; gibt es do´s und dont`s?

Ich empfehle auf klare und direkte Kommunikation zu achten. Soweit wir wissen, bieten sich verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Therapieansätze für Erwachsene mit ASS an.

5. Wie ist der aktuelle Forschungsstand bezüglich der Entstehung von ASS und was daraus ist für die Therapie abzuleiten?

Es besteht ein großer Forschungsbedarf im Bereich von ASS, um die behavioralen und neuronalen Mechanismen von Störungen sozialer Interaktion besser zu verstehen. Dies ist wichtig, um sowohl differentialdiagnostische als auch therapeutische Ansätze weiter zu verfeinern und auf die einzelnen Personen individuell zurechtzuschneiden.

6. Im kommenden Newsletter wird Frau Dr. Christine Preißmann Fragen unserer Leser beantworten; was würden Sie ihr für eine Frage stellen wollen?

Ich würde Frau Dr. Preißmann fragen, in welcher Hinsicht sie Autismus als Stärke und Ressource erlebt und welche Bedarfe sie bei der Unterstützung von Erwachsenen mit ASS sieht.